Wie gelingt die Altersvorsorge?
„Die Rente ist sicher“ sagte einst Norbert Blüm. Sicher ist heute auch, dass sie allein nicht ausreicht. Wie die private Vorsorge funktioniert und wie nicht, weiß Jan-Peter Diercks.
Einen Satz lesen rund 31 Millionen Versicherte einmal im Jahr am Ende der „Renteninformation“ der Deutschen Rentenversicherung:
“Da die Renten im Vergleich zu den Löhnen künftig geringer steigen werden und sich somit die spätere Lücke zwischen Rente und Erwerbseinkommen vergrößert, wird eine zusätzliche Absicherung für das Alter wichtiger (“Versorgungslücke”).”
Es ist der deutliche Hinweis der Politik: Die gesetzliche Rente alleine wird nicht ausreichen. Bitte sorgen Sie zusätzlich privat vor!
So einfach dieser Ratschlag klingt, so schwierig ist die Umsetzung. Denn ausgerechnet regulatorische Vorgaben (z.B. nach Solvency II) zwingen betriebliche und private Versicherungsangebote aus Deutschland größtenteils in wenig rentierliche Zinspapiere – vorrangig Staatsanleihen. Der Grund der Anlagerestriktionen nach dem Versicherungsaufsichtsgesetz: Die Altersvorsorge soll möglichst sicher sein. Müssen die genannten Vorsorgeprodukte allerdings in Staatsanleihen und Ähnliches anlegen, ist nur eines sicher: Die derzeitigen Zinsen verhindern die Altersvorsorge, anstatt sie zu sichern. Fataler Nebeneffekt: Ohne Zinsen gibt es keinen Zinseszinseffekt.
Wo gibt es die nötigen Zinsen und Renditen?
Natürlich müssen Menschen bei der finanziellen Absicherung des Rentenalters nicht zwingend auf Altersvorsorgeprodukte setzen. Sie könnten auf jegliche Art an Geldanlageprodukten zurückgreifen und das aufgebaute Vermögen dann in der Rente aufbrauchen. Allerdings legen Statistiken der Bundesbank nahe, dass sich auch Bürger im Privaten auf festverzinsliche Anlageformen beschränken. Drei Viertel des Kapitals liegen in Spar- und klassischen Versicherungsprodukten1. Früher waren diese einträglich. Heute gelingt die Altersvorsorge damit nicht mehr, denn es werden Erträge benötigt, die deutlich über die Inflation liegen.
Unternehmensbeteiligungen stehen idealtypisch für langfristig gute Erträge. Aktien oder Unternehmensbeteiligungen in Form von Private Equity gelten allerdings häufig als riskant – ein Missverständnis. Denn bei der Diskussion um die Sicherheit der Anlageklassen müssen auch die Diversifikationsmöglichkeiten und der Anlagehorizont betrachtet werden.
Gerade bei der Altersvorsorge ist eben jener Anlagehorizont in der Regel sehr lange. Zwischen Beginn und Renteneintritt liegen meist deutlich mehr als 15 Jahre. Über diesen und längere Zeiträume haben breit gestreute Anlagen in Aktien und Private Equity zwischenzeitliche Schwankungen in der Regel immer ausgeglichen2 3 , und darüber hinaus gute Erträge geliefert. Dazu kommt die Möglichkeit der Streuung, die unabhängig von der Entwicklung eines einzelnen Unternehmens macht. Wer in eine Vielzahl von Firmen investiert und dabei verschiedene Regionen und Branchen abdeckt, reduziert das Risiko auf ein Minimum.
Bleibt das Problem mit den Anlagerestriktionen. In Deutschland können Vorsorgende zwar sowohl in Aktienfonds als auch in Private-Equity-Fonds investieren. Ein privates Rentenversicherungsprodukt, das in hohem Maße auf die ertragsstarken Anlageklassen setzt, gibt es hierzulande allerdings nicht. In Liechtenstein genießen Vorsorgeprodukte gesetzlich geregelte Anlagefreiheit und ermöglichen daher etwa auch Produkte, die breitgestreute Investitionen in Aktien und Private Equity tätigen. Ein weiterer Vorteil der Vorsorgelösungen aus dem kleinen Alpenland: Das Vermögen der Versicherungsnehmer ist gesetzlich geschützt und daher auch im Falle von wirtschaftlichen Problemen des Versicherungsunternehmens gesichert. Deutsche Anbieter hingegen können schlimmstenfalls Auszahlungen zeitweise stoppen oder Leistungen herabsetzen.
1 Deutsche Bundesbank, 2018: Verteilung des Geldvermögens der privaten Haushalte in Deutschland im 4. Quartal 2017
2 Unigestion, 2017: Perspectives – Size Matters 2.0
3 Wertentwicklung MSCI World Feb. 1975 bis Dez. 2017